Jesus und die lieben KleinenJesusKinder

Es ist doch seltsam; Jesus – der Kinderfreund - war nie in einem Kindergarten. Vielleicht deshalb, weil es zu seiner Zeit noch keine gab. Aber er hat auch keinen aufgemacht; denn Kinder waren nicht sein Ding.

Uns sind Kinder heute ungeheuer wichtig, jedes einzelne von ihnen. Wir haben ja auch nur noch so wenige. Wir hätscheln und tätscheln sie, fördern sie optimal, vergöttern sie.

Früher war das anders. Auch zur Zeit Jesu, und auch bis ins letzte Jahrhundert hinein. Man hatte viele Kinder; zehn und mehr waren keine Seltenheit. Aber man war froh, wenn ein paar davon bis ins Erwachsenenalter überlebten. Alle zwei oder drei Jahre mussten Eltern eines ihrer Kinder begraben.

Natürlich waren auch damals die Kinder ihren Eltern wichtig, aber sie hatten wohl nie die Bedeutung, die wir ihnen heute zumessen. Sie liefen in der Großfamilie mit, hatten auch ihre eigenen Aufgaben zum Wohl des Ganzen, und wenn sie überlebten, war das gut.

Es gibt in den Evangelien gerade mal zwei Geschichten, die von Jesus und den Kindern erzählen. Aber das sind eben nur zwei von –zig Geschichten; und die sind durch den häufigen Gebrauch total abgelutscht.

Einmal stellt Jesus ein Kind in die Mitte und sagt: Wer so ein Kind aufnimmt, nimmt mich auf und den, der mich gesandt hat. Super. Da war nun mal zufällig ein Kind zur Hand. Ein andermal sagt er Ähnliches von Aussätzigen oder von den Armen, je nachdem wer grad da war. Besondere Kinderfreundlichkeit Jesu kann ich in dieser Geschichte nicht erkennen.

Es wird auch erzählt, dass man ihm Kinder bringt, damit er sie segne. Weil seine Zuhörer genervt sind, sagt er den berühmten Spruch: Lasst die Kinder zu mir kommen. Er nimmt er sie in die Arme und sagt: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hinein kommen. Dann segnet er die Kinder und lässt sie weiter rumtoben.

In beiden Geschichten redet Jesus nicht etwa mit den lieben Kleinen. Er führt auch keine religionspädagogische Einheit mit ihnen durch und singt mit ihnen auch keine Bewegungslieder. Er belehrt vielmehr seine erwachsenen Zuhörer anhand der Kinder. Bei ihm ist das Kind Anschauungsobjekt für Erwachsene. Sie sind seine Klientel; um ihr Heil sorgt er sich. Die Erwachsenen brauchen einen entschiedenen, selbstbewussten und starken Glauben; darauf kommt es an. Die Kleinen laufen mit und werden schon in diesen Glauben hineinwachsen – wenn die Großen ihn denn haben.

Ich sehe darin ein religionspädagogisches Prinzip. Wenn die Großen Glauben haben, werden die Kleinen ihn auch lernen. Freude am Glauben wird sich auf die Kinder übertragen. Das Beispiel der Erwachsenen ahmen die Kinder nach.

Menschen, denen die Kinder immer wieder begegnen, sind die besten Garanten dafür, dass Kinder in den Glauben hinein wachsen können: Eltern, Erzieherinnen, Priester, Nachbarn, Gemeindereferentinnen, Onkel und Tanten, die Bäckersfrau und der Eismann und viele andere mehr. Die Konsequenzen liegen auf der Hand.

Dummerweise haben wir einen ganzen Berufsstand, der Kindern den Glauben beibringen soll, die Religionspädagogen. Die muss man deshalb nicht gleich in die Wüste schicken; sicher nicht. Aber die Verhältnisse und die Möglichkeiten müssen klar sein: Auch drei Jahre bester Religionspädagogik in einem katholischen Kindergarten bringen ein Kind nicht zum Glauben, wenn die Eltern sich zuhause darüber lustig machen. Auch der kindgerechteste Kindergottesdienst macht die Kinder nicht neuneugierig auf die Erwachsenenliturgie, wenn diese langweilig, freudlos und mittelalterlich ist.

Die Bibel ist ein Buch, in dem sich die Glaubenserfahrungen von Erwachsenen niedergeschlagen haben. Natürlich ist es gut, wenn Kindern Teile dieses Buches zugänglich gemacht werden können und sie neugierig werden auf mehr. Aber viel wichtiger scheint mir, wenn die, mit denen es die Kinder zu tun haben, von ihrem eigenen Glauben erzählen können – der sich ja auch an diesem Buch orientiert (hoffentlich).

Kinder sind neugierig, auch auf Religiöses. Und sie werden sehr schnell rauskriegen, wie gläubig wir sind und ob sich dieser Glaube lohnt.

Matthias Kleis 2010

 

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